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Kunst aus einer anderen Welt

22.01.2015

Hof - Nach dem Prinzip "Weniger ist mehr" hat Till Augustin seine Ausstellung in der Galerie im Theresienstein des Kunstvereins Hof inszeniert.

Zu sehen sind, auf Sockeln und an den Wänden dreier Räume und des Flurs, 21 Arbeiten, nur zwei davon großen Formats. Aber der Mann weiß, was er tut. Sauber, aufgeräumt und ästhetisch durchgeformt wirkt das Ganze. Und ein bisschen wie aus einer anderen Welt. "Nie genug! Zeit!" So steht's auf dem einzigen, als Blickfang installierten Bild unter den Exponaten des 63-jährigen, in Nürnberg lebenden Bildhauers. Der Klage über fehlende Zeit antwortet, am anderen Ende der Schau, ein Objekt, dass ein Schöpfer durch den Titel "Der Gekrümmte Raum" in kosmische Dimensionen auslagert. Benachbart ist dem schönen Stück ein Block ("Verquer"), der aus Stahl zu sein scheint, doch aus Glas besteht - der unerwartet eröffnete Durchblick, von einem Ausstellungsraum in den anderen, lässt keinen Zweifel daran. Ebenfalls um Verbundglasblöcke, nun aber um solche, deren Oberflächen mit Hammer und Meißel bearbeitet wurden, handelt es sich bei zwei leicht aus der Form geratenen Quadern - einer rot, einer grün -, die als "Kryptonit" Nummer VI und VII ans fiktive Mineral vom Heimatplaneten Supermans erinnern.

Ja, wir sind in einer anderen Welt. Mit Dingen, die aussehen, als hätten sie jenseits von Zeit und Raum rätselhaften Zwecken gedient, setzt Augustin den Betrachter in Erstaunen. Dass jede seiner Arbeiten eine Überraschung bereithalte, betonte Klaus Steger, Vorstand der Hoftex-Group-Stiftung, deren Sponsoring die Ausstellung ermöglicht hat, und der als Freund des Künstlers und als Sammler seiner Werke bei der Vernissage einführende Worte sprach. Auf die wissenschaftliche Akribie, mit der sich Augustin in immer neue Wissensgebiete einarbeite, wies er hin, auf mythische Anspielungen und darauf, dass der Betrachter häufig die verwendeten Materialien nicht mehr erkenne. Immer wieder, sagte Steger, sei in diesen Objekten "die Wirklichkeit nicht so, wie sie erscheint". Ihm selbst helfe Augustins Kunst, unvorhergesehenen Wendungen der Dinge im wirklichen Leben besser gewachsen zu sein.

Zu den Materialien, die dieser Bildhauer innovativ nutzt - und übrigens gern auch vom Schrottplatz holt -, gehören Stahlseile, die er mal als "Wirrwarr", mal in schöner, längs oder quer gerichteter Ordnung, an der Wand präsentiert. Dann wieder schneidet er vielfach verschlungene Seilstücke zu würfelförmigen "Gordischen Knoten" zurecht. Der Name für den umfangreichen Werkzyklus wurde aus jener griechischen Sage entlehnt, die vom phrygischen König Gordios und seinem Streitwagen erzählt. Dort durchschlägt Alexander der Große den Knoten, der die Deichsel des Wagens schier untrennbar mit dem Zugjoch verbindet, mit seinem Schwert. Die Redewendung "Den Gordischen Knoten durchhauen" sieht freilich auch unkonventionelle, gewaltlose und elegante Methoden zur Problemlösung vor. Solche hat sich der kreative Bildhauer Till Augustin, dessen Arbeiten der Kunstverein Hof parallel zum Frühwerk des in Hamburg lebenden Hofer Malers A r m i n S a n d i g a u s s t e l l t (w i r berichteten), in großer Zahl ausgedacht. In einer Diaschau im Medienraum der Galerie im Theresienstein sind sie zu sehen. -----

Bis zum 22. Februar; Freitag bis Sonntag von 15 bis 18 Uhr. Nie genug!Zeit! Titel eines Bildes von Till Augustin